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Der erfahrene Politiker, der 24 Jahre lang Rathaus-Chef war und jetzt Vize-Landrat ist, will es offenbar nochmal wissen. Wir sprachen mit ihm sowie seinen Vorstands-Kollegen, Kathrin Dittmann und Stefan Hufnagel, über Ziele und Themen.

(ty) In der kleinen Gemeinde Ernsgaden hat sich eine neue politische Kraft formiert, die Großes vorhat. Die kürzlich aus der Taufe gehobene Wähler-Gruppe agiert unter dem Namen "Ernsgaden Miteinander" und möchte bei der Kommunalwahl im März antreten. Sie will nicht nur eine Gemeinderats-Liste aufstellen, sondern auch einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten. Nicht ausgeschlossen ist, dass mit Karl Huber ein erfahrener und bürgernaher Politiker sowie ausgewiesener Verwaltungs-Fachmann ins Rennen geht. Er war bereits 24 Jahre lang als Bürgermeister dieser Gemeinde tätig; aktuell sitzt er für die "Bürgerliste" im Kreistag und ist Vize-Landrat. Wir sprachen mit Karl Huber sowie den beiden weiteren Vorstands-Mitgliedern der neuen Gruppierung: Kathrin Dittmann und Stefan Hufnagel.

Im Laufe des Sommers, so berichten die drei Frontleute im Gespräch mit unserer Redaktion, hatten sich engagierte Bürgerinnen und Bürger von Ernsgaden zusammengesetzt, um über die Zukunft ihrer Gemeinde nachzudenken. Aus diesen Gesprächen sei schließlich "Ernsgaden Miteinander" entstanden – mittlerweile mit einer Satzung als organisierte Wähler-Gruppe auch offiziell gegründet. Die drei Initiatoren kennen sich aus der kommunalpolitischen Arbeit.

Bei der jüngsten Kreistagswahl im Jahre 2020 kandidierten sie allesamt für die damals neue "Bürgerliste", die dann aus dem Stand den Einzug in den Kreistag schaffte, insgesamt fünf Mandate in dem Gremium errang und mit Karl Huber seither den Vize-Landrat stellt. Neben Huber stehen jetzt an der Spitze von "Ernsgaden Miteinander": Kathrin Dittmann, bekannt als Leiterin der Nachbarschafts-Hilfe, und Stefan Hufnagel, engagiert auch als Kirchenpfleger in der Pfarrgemeinde. 

Frau Dittmann, Herr Hufnagel, Herr Huber, Sie haben die neue Wähler-Gruppe "Ernsgaden Miteinander" gegründet. Was treibt Sie an?

Dittmann: Mich motiviert vor allem mein soziales Engagement. Mir ist wichtig, dass das Miteinander im Ort gestärkt wird und dass die Menschen sich gut informiert und einbezogen fühlen. Wir bringen sowohl Erfahrung als auch neue Ideen mit – eine gute Grundlage für die Gemeinderats-Arbeit. Besonders schätze ich die offene Diskussion in unserer Gruppe, in der jede und jeder seine Stärken einbringen kann.

Hufnagel: Wir wollen zeigen, dass man mit Engagement und Bürgernähe viel bewegen kann. Wir wollen Verantwortung übernehmen für ein lebendiges und zukunftsfähiges Ernsgaden. Dabei zählen für uns weniger große Schlagworte, sondern der konkrete Fortschritt, den die Bürger im Alltag spüren. Mir macht es Spaß, zusammen mit anderen etwas zu bewegen.

Huber: Ich halte es für wichtig, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sich in das öffentliche Leben ehrenamtlich einbringen können – auch im Gemeinderat. Da möchte ich persönlich mit gutem Beispiel vorangehen, ein Motor sein und die Schwellenangst vor einem kommunalpolitischen Einsatz abbauen. Und es gibt vieles, was mich antreibt. Die Kommunalpolitik ist wie eine Wundertüte – immer spannend. Das ist für mich eine Frage des Interesses und des Engagements, nicht des Alters. Und was "Ernsgaden Miteinander" betrifft: Ich finde es schön und gut, wie wir in der Gruppe diskutieren, wie jede und jeder seine Stärken einbringt. Und Sie wissen ja: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Herr Huber, Sie waren 24 Jahre lang Erster Bürgermeister von Ernsgaden, aktuell sind Sie für die "Bürgerliste" im Kreistag und auch Vize-Landrat. Warum das erneute Engagement in der Gemeinde-Politik?

Huber: Weil Ernsgaden mir am Herzen liegt. Ich habe enge Bindung zu meinem Heimatort. Ich bin mit allen kommunalpolitischen Themen nach wie vor vertraut und habe das örtliche Geschehen aufmerksam verfolgt. Als Stellvertreter des Landrats komme ich im Landkreis viel herum. Man lernt nie aus. Und man nimmt viele positive Beispiele und Projekte mit, die auch für Ernsgaden interessant wären. Da möchte ich einiges im Gemeinderat einbringen. Am Tag eins der neuen Wahlperiode kann es losgehen.

Frau Dittmann, Sie möchten sich gerne im Gemeinderat einbringen. Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?

Dittmann: Unsere Gesellschaft verändert sich, und darauf müssen wir reagieren. Familien brauchen verlässliche Unterstützung in vielen Bereichen – sei es bei der Kinder-Betreuung, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder bei bezahlbarem Wohnraum. Als Mutter von drei Kindern ist mir die Gestaltung der Ganztags-Betreuung ein besonderes Anliegen, doch insgesamt möchte ich dazu beitragen, dass Familien in Ernsgaden gute Rahmenbedingungen haben. Auch unsere älteren Mitbürger sollen möglichst lange gut im Ort leben können – mit Treffpunkten, Unterstützung und echter Teilhabe. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stärkung des Ehrenamts, das für unsere Dorfgemeinschaft unverzichtbar ist.

Wie konkret wollen Sie die Bürger einbinden?

Dittmann: Bürger-Beteiligung ist für uns ein fortlaufender Dialog, kein Monolog. Für Januar nächsten Jahres planen wir einen Bürger-Dialog, in dem Anliegen und Ideen gesammelt werden, die konkret in die Arbeit des Gemeinderats einfließen sollen. Darüber hinaus möchten wir im Alltag gut erreichbar bleiben – durch regelmäßige Präsenz bei örtlichen Veranstaltungen, durch Bürger-Sprechstunden sowie über digitale Kanäle wie unsere Internet-Seite und soziale Medien. Wichtig ist uns außerdem, Rückmeldungen transparent zu dokumentieren und den Menschen zu zeigen, wie ihre Vorschläge weiterverarbeitet werden.

Herr Hufnagel, Sie sind Geschäftsführer von "Ernsgaden Miteinander". Welche organisatorischen Schritte stehen an?

Hufnagel: Ganz konkret brauchen wir 50 Unterstützungs-Unterschriften, damit wir überhaupt zur Wahl zugelassen werden. Diese können die Bürgerinnen und Bürger nach der Einreichung des Wahlvorschlags unserer Gruppierung im Rathaus abgeben. Jede Unterschrift ist ein Signal: Wir wollen mehr Miteinander im Ort. Außerdem stellen wir voraussichtlich im Oktober unsere Kandidaten-Liste auf – die ist bereits mit den Mitgliedern abgestimmt. Die Aufstellungs-Versammlung ist in Vorbereitung.

Welche thematischen Schwerpunkte liegen Ihnen am Herzen?

Huber: Wir sehen, dass die Gemeinde vor großen Aufgaben steht: Bedarfsgerechte Sanierung der Schule, zügiger Breitband-Ausbau, bezahlbarer Wohnraum, Klima- und Hochwasserschutz, Förderung der Feuerwehr und der Vereine und vieles mehr – aber auch der Erhalt der Dorfgemeinschaft. 

Hufnagel: Neben den bereits genannten Themen plädiere ich für eine stärkere Förderung des Vereins- und Kultur-Lebens. Es ist das Herzstück unserer Dorfgemeinschaft. Aber auch Themen wie die Verkehrs-Beruhigung in der Ortsmitte rund um das Kriegerdenkmal, generell des Thema Mobilität – Stichwort: Car-Sharing – sowie der Klima- und Umweltschutz sind ernst zu nehmen und gehören in den Gemeinderat.

Wie wollen Sie denn im Gemeinderat auftreten, falls Sie gewählt werden?

Huber: Wir wollen eine Kultur der Offenheit, der Transparenz und der Fairness. Ermessens-Spielräume in Gesetzen sollen zum Wohl der Bürger ausgelegt werden. Entscheidungen wollen wir nachvollziehbar erklären und die Bürger wollen wir mitnehmen. 

Dittmann: Viele Menschen wünschen sich umfassendere Informationen über die Arbeit des Gemeinderats und die Entwicklung der Gemeinde. Deshalb setzen wir uns für eine verstärkte und verständliche Öffentlichkeitsarbeit ein.

Hufnagel: Politik darf sich nicht im Klein-Klein verlieren, sondern muss pragmatische Lösungen finden. Wir wollen die Energie darauf verwenden, Probleme wirklich anzugehen, statt abzuwarten. Unser Ziel ist es, spürbare Verbesserungen für die Menschen in Ernsgaden zu erreichen – konkret, umsetzbar und ohne Verzögerung.

Schickt "Ernsgaden Miteinander" einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten oder eine eigene Bürgermeister-Kandidaten ins Rennen?

Dittmann: Wir haben entschieden, auch mit einer Kandidatin oder einem Kandidaten für das Bürgermeisteramt anzutreten. Damit möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern eine echte Wahlmöglichkeit geben – nicht nur für den Gemeinderat, sondern auch für die Spitze der Gemeinde. Die konkrete Entscheidung über die Kandidatur werden wir im Herbst treffen.

Herr Huber, treten Sie als Bürgermeister-Kandidat an?

Huber: Bürgerinnen und Bürger haben mich in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder angesprochen, dass ich nochmals antreten soll. Gleiches gilt für die Mitglieder der neuen Wähler-Gruppe. Ich freue mich, dass die Menschen an mich denken, wenn es um die Zukunft der Gemeinde geht. Klar ist: Ernsgaden ist mir wichtig und ich gehe mit dem mir jetzt schon vor der Wahl entgegengebrachten Vertrauen verantwortungsvoll um. Wir werden das bei "Ernsgaden Miteinander" nochmals besprechen. Im Oktober fällt dann die formale und endgültige Entscheidung. Alles in allem: Es könnte daher schon sein, dass ich in Ernsgaden nochmals an den Start gehe.

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