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460 Pflanzer aus sechs Landkreisen haben sich in einem Verband vereinigt, um sich vor der zunehmenden Trockenheit zu wappnen. Das ist konkret geplant.

(ty) Der zunehmende Klimawandel hat mittlerweile auch für die Hopfen-Bauern spürbare negative Folgen. Zu geringe Niederschläge vor allem in den Monaten Juni, Juli und August, wenn die Pflanzen normalerweise voll im Saft stehen, führen zu erheblichen Ernte-Ausfällen. In der Hallertau, dem mit 2400 Quadrat-Kilometern größten zusammenhängenden Hopfen-Anbau-Gebiet der Welt, will man sich nun konzertiert und mit riesigen Investitionen für diese klimatischen Veränderungen rüsten. Der im Oktober vorigen Jahres gegründete Bewässerungs-Verband soll den Hopfen-Bauern dabei helfen. Welche Ziele verfolgt diese sich über sechs Landkreise erstreckende regionale Initiative? Wie soll die künstliche Wasser-Zufuhr konkret funktionieren? Und wann soll das Projekt realisiert werden? Unsere Redaktion hat dazu die wichtigsten Informationen zusammengetragen, basierend auf Mitteilungen des Verbands.

Über welche Fläche soll sich das Projekt erstrecken?

Mit 51 Gemeinden in den sechs Landkreisen Eichstätt, Freising, Kelheim, Landshut, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen deckt dieser neue Verband die gesamte Hallertau ab. Nach aktuellem Planungs-Stand beträgt die zu bewässernde Hopfen-Fläche mehr als 12 000 Hektar. Insgesamt rund 460 Hopfen-Pflanzer sind bislang dem neuen Bewässerungs-Verband beigetreten.

Was genau ist die Aufgabe des Verbandes?

Anstreben werde man die Planung, Errichtung und den Betrieb eines Bewässerungs-Systems in der Hallertau, heißt es von Seiten des Verbands. Beschränken wolle man sich dabei auf "bewässerungswürdige" landwirtschaftliche Kulturen wie Hopfen oder möglicherweise andere Sonder-Kulturen wie Spargel oder Erdbeeren. Über die Bewässerung öffentlicher Flächen oder von Sportanlagen sei noch nicht entschieden, ist einer Mitteilung des Verbands zu entnehmen.

Startschuss vor gut einem Jahr: Mehr als 400 Hopfen-Pflanzer stimmten am 23. Oktober 2024 für die Gründung des "Bewässerungs-Verbands Hallertau". 

Woher soll das Wasser für die Beregnung kommen?

"Geplant ist, das Wasser in abflussreichen Zeiten aus den größeren Flüssen in und nahe der Hallertau zu entnehmen", teilt der Verband mit. In diesem Zusammenhang werden die Donau, die Isar und die Amper explizit genannt. Entnommen werden dürfe nur bei ausreichender Wasserführung. Eine Entnahme bei Niedrig-Wasser sei nicht zulässig. Entnommenes Wasser werde entweder direkt in den Hopfengärten ausgebracht oder in Becken zwischengespeichert. "Die jährlich entnommene Menge an Flusswasser schwankt und hängt von den Regenfällen ab", heißt es zur Erklärung. Zur Bewässerung aller Hopfen-Flächen werde nur "ein kleiner Bruchteil der gesamten jährlichen Abflüsse" benötigt.

Welche Technik soll dabei angewandt werden?

Die Entnahme aus Flüssen erfolgt den Angaben zufolge "umweltverträglich mittels spezieller Vorrichtungen zum Schutz der Fische und des Fluss- und Ufer-Systems". Nach der Entnahme aus Flüssen werde das Wasser über Rohrleitungen in die Speicher-Becken und zu den Hopfengärten transportiert. Die Wasser-Ausbringung erfolge durch wassersparende Tropf-Bewässerungs-Systeme.

Wo gibt es einen möglichen Zusatz-Nutzen?

"Durch die Verhinderung der natürlichen Austrocknung der Böden in trockenen Sommern wird der Wasser-Haushalt in der Hallertau stabilisiert", wird auf einen möglichen Zusatz-Nutzen hingewiesen. Damit könne die Bewässerung zur Verbesserung des Landschafts-Wasser-Haushaltes beitragen. Die Bewässerung sei nur in den Sommer-Monaten notwendig. Denkbar sei auch die Nutzung der Anlage in der übrigen Zeit zur gezielten großflächigen Grundwasser-Anreicherung in der Hallertau.

Der Verbands-Vorstand: Johann Ostler (von rechts), Johannes Stampfl, Karl Pichlmeyer, Lukas Raith, Martin Schlittenbauer, Adi Schapfl. 

Wer sind die führenden Köpfe im Bewässerungs-Verband der Hallertau?

Der "Bewässerungs-Verband Hallertau" ist ein Körperschaft des öffentlichen Rechts (KöR) und agiert nach eigenen Angaben nach den Richtlinien des Wasser-Verbands-Gesetzes (WVG). Bei der Gründungs-Versammlung beschloss man, dass alle sechs beteiligten Landkreise im Vorstand vertreten sein sollen. Zum Vorsitzenden wurde Johannes Stampfl gewählt. Die weitere Vorstands-Mitglieder sind: Martin Schlittenbauer (Landkreis Eichstätt), Lukas Raith (Landkreis Freising), Johann Ostler (Landkreis Kelheim), Karl Pichlmeyer (Landkreis Landshut) sowie Adi Schapfl für die Landkreise Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen. Ein Gespräch mit dem Verbands-Vorsitzenden Stampfl lesen Sie hier: "Missernten wegen Trockenheit nehmen zu, da bleibt uns gar kein anderer Weg"

Wie soll es nun konkret weitergehen?

Bei ihrer ersten offiziellen Versammlung im vergangenen März beschlossen die Mitglieder des Bewässerungs-Verbands, entsprechende Planungs-Aufträge zu vergeben. Eine Förderung der Planungs-Kosten durch das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sei von Minister Thorsten Glauber zugesagt. Daneben werden laut Verbands-Mitteilung auch die Hopfen-Vermarktungs-Genossenschaft (HVG) und der deutsche Hopfen-Wirtschafts-Verband einen Teil der Kosten übernehmen. Die umfangreichen Planungen werden voraussichtlich etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Auf Basis der dann vorliegenden Informationen über Machbarkeit, Genehmigungs-Fähigkeit und voraussichtliche Kosten wolle man endgültig entscheiden, ob und wie das Bewässerungs-System realisiert werden soll. Ein Finanzierungs-Konzept soll bereits jetzt erarbeitet werden.

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